Nachhaltigkeit im Fokus: Ökonomische Resilienz
Die Finanzkrise vor bald 15 Jahren, der voranschreitende Klimawandel, die Corona-Pandemie und nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine – das alles sind Ereignisse mit negativen Auswirkungen, die auch wirtschaftliche Systeme stark belasten. Damit Ökonomien diese Belastungen gut überstehen, müssen Maßnahmen ergriffen werden, die sie krisensicher machen, die für Widerstandskraft in schwierigen Zeiten sorgen. Das wirtschaftspolitische Schlagwort für diese Anpassungsfähigkeit heißt „Resilienz“. Schon 2017 prognostizierte die Bertelsmann-Stiftung, dass „Resilienz“ bald häufiger im ökonomischen Zusammenhang verwendet wird als der Begriff der „Nachhaltigkeit“.

Schon 2017 prognostizierte die Bertelsmann-Stiftung, dass „Resilienz“ bald häufiger im ökonomischen Zusammenhang verwendet wird als der Begriff der „Nachhaltigkeit“.
Doch was genau bedeutet die viel beschworene „ökonomische Resilienz“ und in welchem Verhältnis steht sie zur ökonomischen Nachhaltigkeit?
Das Wort selbst hat seinen Weg von der Physik über die Psychologie in die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften gefunden. Übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet „resilire“ zurückspringen oder abprallen. In der Physik bezeichnet Resilienz also die Fähigkeit eines Materials, nach einer Verformung wieder in die Ausgangsform zurückzukehren. In der Psychologie ist in der Definition ein weiterer Aspekt dazu gekommen: Eine Rückkehr in den vorherigen Zustand ist nach einschneidenden, traumatischen Erlebnisse oft nicht möglich. Deshalb liegt der Fokus auf der Anpassung an die neuen Gegebenheiten und dadurch die Wiederherstellung einer entsprechenden Lebensqualität. Auch in der Sozialwissenschaft spricht man deshalb von adaptiver Resilienz: Nach der Krise soll ein Zustand erreicht werden, der im Vergleich zum alten zwar neu sein kann, aber nicht weniger zufriedenstellend sein sollte.
Dem entspricht die Definition der „ökonomischen Resilienz“: Ein wirtschaftliches System, also zum Beispiel eine Region oder auch ein Unternehmen, bereitet sich auf mögliche Krisen vor und erlangt dadurch die Fähigkeit, die negativen Auswirkungen der Krise zu begrenzen oder abzuwenden. Es versetzt sich zudem in die Lage, sich an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Dazu gehört auch, aus diesem Anpassungsprozess zu lernen, um sich immer besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten zu können.
Im Vergleich zur Nachhaltigkeit ist der zeitliche Aspekt der ökonomischen Resilienz dennoch eher kurzfristig. Die Anpassung muss kurz- bis mittelfristig erfolgen. Nachhaltigkeit wird immer langfristig betrachtet und wir erwarten positive Wirkungen auch für die uns nachfolgenden Generationen. Resilienzstrategien können jedoch eine wichtige Rolle in der Nachhaltigkeitstransformation spielen.
Ein Ansatz zur Erhöhung der ökonomischen Resilienz ist die Diversifizierung von Wertschöpfungsketten. Der Anteil der Lieferketten, bei dem es möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist, sollte verkürzt werden. Denn wenn sich eine Region bis zu einem bestimmten Grad selbst versorgen kann, steigert sie ihre Resilienz. Eine Maßnahme ist deshalb die gezielte Förderung von regionaler Produktion.
In Osnabrück wurde dafür schon vor vier Jahren das Netzwerk „Regionale Produkte“ unter der Federführung der Wirtschaftsförderung gegründet. Inzwischen engagieren sich rund 100 Mitglieder – Produzent:innen sowie Vertreter:innen aus Handel, Gastronomie, Hochschule und weitere lokalen Akteur:innen – gemeinsam für regionalen Konsum. Ziel ist auch die Steigerung der Sichtbarkeit und Verfügbarkeit der Produkte, um sowohl die regionale Produktion als auch den lokalen Handel und die örtliche Gastronomie zu stärken.
Als zentrale Plattform hat die WFO ihr Standortmarketingportal „typisch Osnabrück“ für das Thema zur Verfügung gestellt. Im Bereich regionale Produkte werden aktuell fast 70 Produzent:innen aus Osnabrück und der Region mit ihren Erzeugnissen vorgestellt.